In der Rubrik „Duft-Splitter“ greift unsere Autorin Johanna Bauer aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen rund um die Schwerpunkte „Duft“ und „Aroma“ auf. Viele der informativen, kurzen Beiträge erscheinen regelmäßig in unserer Fachzeitschrift F·O·R·U·M.
Wer auf dem Land lebt, muss damit rechnen, dass gewisse „Land-Gerüche“, wie sie etwa durch Gülle, Hühnermast oder Ferkelaufzucht entstehen, als ortsüblich toleriert werden müssen. Anders sahen es die Richter im Fall eines über mehrere Instanzen ausgetragenen Nachbarschaftsstreits, in dem es um einen stark riechenden Ziegenbock ging. Sie gaben der Nachbarin Recht, die dessen Besitzer wegen Geruchsbelästigung verklagt hatte.
Nach einem Ortstermin war das Landgericht Bayreuth in erster Instanz – ebenso wie das Oberlandesgericht Bamberg in seinem Urteil – zu dem Schluss gekommen, dass der Ziegenbock-Gestank das Grundstück der Klägerin wesentlich beeinträchtige und ihre Klage berechtigt sei. Die auch von Zeugen geschilderten, als unerträglich empfundenen Gerüche hätten „nicht mit einer mangelnden Gewöhnung an das Landleben, wie es bei Städtern der Fall sein möge, erklärt werden können“.
Warum riechen Ziegenböcke überhaupt so penetrant? Verantwortlich für den Geruch sind spezielle Talgdrüsen am Kopf. In der Paarungszeit produzieren diese Drüsen eine flüchtige chemische Substanz namens 4-Ethyloctanal. Sie wirkt direkt auf das Gehirn der Weibchen und aktiviert deren Hormonsystem. Was für uns Menschen so übel stinkt, wirkt auf weibliche Ziegen also aphrodisierend.
Quelle: dpa Zur Pressemitteilung 7/2021 des Landgerichts Bayreuth
Nach einem Ortstermin war das Landgericht Bayreuth in erster Instanz – ebenso wie das Oberlandesgericht Bamberg in seinem Urteil – zu dem Schluss gekommen, dass der Ziegenbock-Gestank das Grundstück der Klägerin wesentlich beeinträchtige und ihre Klage berechtigt sei. Die auch von Zeugen geschilderten, als unerträglich empfundenen Gerüche hätten „nicht mit einer mangelnden Gewöhnung an das Landleben, wie es bei Städtern der Fall sein möge, erklärt werden können“.
Warum riechen Ziegenböcke überhaupt so penetrant? Verantwortlich für den Geruch sind spezielle Talgdrüsen am Kopf. In der Paarungszeit produzieren diese Drüsen eine flüchtige chemische Substanz namens 4-Ethyloctanal. Sie wirkt direkt auf das Gehirn der Weibchen und aktiviert deren Hormonsystem. Was für uns Menschen so übel stinkt, wirkt auf weibliche Ziegen also aphrodisierend.
Quelle: dpa Zur Pressemitteilung 7/2021 des Landgerichts Bayreuth
[aus: Forum 60, 2022] Die Safranpflanze (Crocus sativus) ist eine Krokus-Art, die ursprünglich in den Steppen Zentralasiens zu Hause ist. Die Safranfäden sind die getrockneten Staubgefäße der Blüten. Sie müssen mühsam per Hand geerntet werden, das macht das Gewürz mit dem herrlichen Aroma so teuer. Auch heute noch kommt der Großteil der jährlichen Safranernte aus dem Iran.
In der traditionellen Volksmedizin vieler asiatischer Länder, allen voran in der persischen, wird Safran nicht nur als Gewürz, sondern auch als Heilmittel geschätzt, u.a. zur Behandlung menstrueller Beschwerden bei Frauen. Japanische WissenschaftlerInnen haben die Auswirkungen von Safran-Geruch auf frauenspezifische Symptome wie das prämenstruelle Syndrom (PMS), Dysmenorrhoe (Menstruationsschmerzen) und unregelmäßige Menstruation genauer untersucht.
Dazu ließen sie eine Gruppe von Frauen jeweils 20 Minuten lang an in Ethanol gelöstem Safran riechen. Die Safranprobe war derart verdünnt, dass der Duft von den Teilnehmerinnen selbst nicht wahrgenommen werden konnte. Eine Kontrollgruppe roch an Proben mit reinem Ethanol. Vor und nach den Tests wurden Speichelproben entnommen, um die Konzentration des Zyklushormons Estradiol sowie des Stresshormons Cortisol im Speichel zu messen. Anhand eines psychologischen Tests wurden die Teilnehmerinnen auch auf Symptome wie Angst und Stress befragt, die mit Zyklusschwankungen einhergehen können.
Das Ergebnis: Unabhängig von der Zyklusphase war die Estradiol-Konzentration nach der Stimulation mit Safran im Vergleich zur Kontrollgruppe kurzfristig signifikant erhöht. Die Cortisol-Konzentration dagegen sank nach dem Schnuppern an einer Safranprobe signifikant, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, in der sie anstieg. Auch psychische Symptome wie Ängste waren nach dem Riechen an den kaum wahrnehmbaren Safran-Duftproben kurzfristig reduziert.
Die Studie weist also physiologische Effekte allein schon des Safran-Dufts nach, mit Auswirkungen auch auf die Psyche bei Frauen. Die Ergebnisse legen nahe, dass Safran zur Behandlung hormonell bedingter Symptombilder wie PMS oder Dysmenorrhoe eingesetzt werden könnte.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal Zur Originalveröffentlichung von Fukui et al.
In der traditionellen Volksmedizin vieler asiatischer Länder, allen voran in der persischen, wird Safran nicht nur als Gewürz, sondern auch als Heilmittel geschätzt, u.a. zur Behandlung menstrueller Beschwerden bei Frauen. Japanische WissenschaftlerInnen haben die Auswirkungen von Safran-Geruch auf frauenspezifische Symptome wie das prämenstruelle Syndrom (PMS), Dysmenorrhoe (Menstruationsschmerzen) und unregelmäßige Menstruation genauer untersucht.
Dazu ließen sie eine Gruppe von Frauen jeweils 20 Minuten lang an in Ethanol gelöstem Safran riechen. Die Safranprobe war derart verdünnt, dass der Duft von den Teilnehmerinnen selbst nicht wahrgenommen werden konnte. Eine Kontrollgruppe roch an Proben mit reinem Ethanol. Vor und nach den Tests wurden Speichelproben entnommen, um die Konzentration des Zyklushormons Estradiol sowie des Stresshormons Cortisol im Speichel zu messen. Anhand eines psychologischen Tests wurden die Teilnehmerinnen auch auf Symptome wie Angst und Stress befragt, die mit Zyklusschwankungen einhergehen können.
Das Ergebnis: Unabhängig von der Zyklusphase war die Estradiol-Konzentration nach der Stimulation mit Safran im Vergleich zur Kontrollgruppe kurzfristig signifikant erhöht. Die Cortisol-Konzentration dagegen sank nach dem Schnuppern an einer Safranprobe signifikant, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, in der sie anstieg. Auch psychische Symptome wie Ängste waren nach dem Riechen an den kaum wahrnehmbaren Safran-Duftproben kurzfristig reduziert.
Die Studie weist also physiologische Effekte allein schon des Safran-Dufts nach, mit Auswirkungen auch auf die Psyche bei Frauen. Die Ergebnisse legen nahe, dass Safran zur Behandlung hormonell bedingter Symptombilder wie PMS oder Dysmenorrhoe eingesetzt werden könnte.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal Zur Originalveröffentlichung von Fukui et al.
[aus: Forum 60, 2022] Vielleicht werden wir schon bald Krankheiten wie Alzheimer, Krebs, Grippe oder Covid19 schneller erkennen – und behandeln – können: mithilfe eines kleinen elektronischen Geräts, das unseren Körpergeruch analysiert. Elektronische Nasen, sogenannte „eNoses“, könnten in Zukunft die Krankheits-Früherkennung revolutionieren. Ein internationales Forscherteam will intelligente elektronische Sensorsysteme entwickeln, die gesunde von durch Krankheiten veränderte Körpergerüche unterscheiden können.
Moderne medizinische Diagnosen stützen sich heute vor allem auf Techniken wie Ultraschall, Endoskopie oder die Mikroskopie und chemische Analyse von Blut- oder Urinproben. Doch schon der griechische Arzt Hippokrates wusste, dass mit einer sensiblen Nase viele Krankheiten auch an Veränderungen des Körper- oder Atemgeruchs zu erkennen sind. Dazu zählen Diabetes, Lebererkrankungen und Nierenleiden, Parkinson, aber auch Infektionskrankheiten wie die Grippe.
Darüber hinaus sind viele weitere Anwendungsmöglichkeiten für solche elektronischen Nasen angedacht. Sie könnten zum Beispiel Menschen mit Riechstörungen helfen. Die Unfähigkeit, den eigenen Körpergeruch und den anderer wahrzunehmen, wird als stark verunsichernd und beeinträchtigend empfunden. Der menschliche Körpergeruch spielt eine subtile, aber durchaus nicht unwichtige Rolle in unserem sozialen Miteinander. Er beeinflusst etwa die sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen oder das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie.
An dem von der EU geförderten Projekt „Smart Electronic Olfaction for Body Odor Diagnostics“ – kurz SMELLODI – sind neben der TU Dresden und der Universität Jena auch Forschende aus Israel und Finnland beteiligt.
Quelle: https://smellodi.eu
EU Projekt Smellodi.eu
Moderne medizinische Diagnosen stützen sich heute vor allem auf Techniken wie Ultraschall, Endoskopie oder die Mikroskopie und chemische Analyse von Blut- oder Urinproben. Doch schon der griechische Arzt Hippokrates wusste, dass mit einer sensiblen Nase viele Krankheiten auch an Veränderungen des Körper- oder Atemgeruchs zu erkennen sind. Dazu zählen Diabetes, Lebererkrankungen und Nierenleiden, Parkinson, aber auch Infektionskrankheiten wie die Grippe.
Darüber hinaus sind viele weitere Anwendungsmöglichkeiten für solche elektronischen Nasen angedacht. Sie könnten zum Beispiel Menschen mit Riechstörungen helfen. Die Unfähigkeit, den eigenen Körpergeruch und den anderer wahrzunehmen, wird als stark verunsichernd und beeinträchtigend empfunden. Der menschliche Körpergeruch spielt eine subtile, aber durchaus nicht unwichtige Rolle in unserem sozialen Miteinander. Er beeinflusst etwa die sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen oder das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie.
An dem von der EU geförderten Projekt „Smart Electronic Olfaction for Body Odor Diagnostics“ – kurz SMELLODI – sind neben der TU Dresden und der Universität Jena auch Forschende aus Israel und Finnland beteiligt.
Quelle: https://smellodi.eu
EU Projekt Smellodi.eu
[aus: Forum 60, 2022] Auch Singvögel haben eine feine Nase und „riechen, wohin sie fliegen“, meldete kürzlich die Veterinärmedizinische Universität Wien. Lange Zeit glaubte man ja, der Geruchssinn sei bei Vögeln nur schwach ausgeprägt – vermutlich, weil die Nase nicht wie bei Säugetieren prominent im Gesicht platziert ist, sondern nur zwei winzige Atemlöcher am Schnabelansatz sichtbar sind.
Dieser Irrtum ist inzwischen widerlegt. Wissenschaftler haben herausgefunden: Aasgeier und viele Wasservogelarten können ganz ausgezeichnet riechen, was ihnen bei der Nahrungssuche hilft. Brieftauben navigieren mit Hilfe ihres Geruchssinns, und auch Zugvögel orientieren sich auf ihren Routen zumindest teilweise damit. Ein Forschungsteam des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat nun untersucht, wie Kohlmeisen ihren Geruchssinn zur Orientierung nutzen.
Die Kohlmeise ist eine bei uns weit verbreitete Singvogelart, die in ihrem Brutgebiet überwintert. Sie ist daher im Winter ein häufiger Gast am Futterhäuschen. Die ForscherInnen fingen Kohlmeisen an einer ihnen vertrauten Futterstelle ein und ließen einen Teil davon in unmittelbarer Nähe, einen anderen Teil der Tiere in einer Distanz von 1,5 Kilometer wieder frei. Zuvor hatten sie bei der Hälfte der Meisen den Geruchssinn vorübergehend mit Zinksulfat gedämpft.
Alle Vögel fanden zu den Futterstellen zurück. Jedoch benötigten die Vögel, deren Geruchssinn kurzfristig außer Kraft gesetzt worden war, deutlich mehr Zeit dafür. Besonders galt das für diejenigen Vögel, die in größerer Entfernung ausgesetzt worden waren. Kohlmeisen nutzen demnach gezielt nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Nase als wichtige Informationsquelle zur Orientierung.
Quelle: Pressestelle der Veterinärmedizinischen Universität Wien Quelle
Dieser Irrtum ist inzwischen widerlegt. Wissenschaftler haben herausgefunden: Aasgeier und viele Wasservogelarten können ganz ausgezeichnet riechen, was ihnen bei der Nahrungssuche hilft. Brieftauben navigieren mit Hilfe ihres Geruchssinns, und auch Zugvögel orientieren sich auf ihren Routen zumindest teilweise damit. Ein Forschungsteam des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat nun untersucht, wie Kohlmeisen ihren Geruchssinn zur Orientierung nutzen.
Die Kohlmeise ist eine bei uns weit verbreitete Singvogelart, die in ihrem Brutgebiet überwintert. Sie ist daher im Winter ein häufiger Gast am Futterhäuschen. Die ForscherInnen fingen Kohlmeisen an einer ihnen vertrauten Futterstelle ein und ließen einen Teil davon in unmittelbarer Nähe, einen anderen Teil der Tiere in einer Distanz von 1,5 Kilometer wieder frei. Zuvor hatten sie bei der Hälfte der Meisen den Geruchssinn vorübergehend mit Zinksulfat gedämpft.
Alle Vögel fanden zu den Futterstellen zurück. Jedoch benötigten die Vögel, deren Geruchssinn kurzfristig außer Kraft gesetzt worden war, deutlich mehr Zeit dafür. Besonders galt das für diejenigen Vögel, die in größerer Entfernung ausgesetzt worden waren. Kohlmeisen nutzen demnach gezielt nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Nase als wichtige Informationsquelle zur Orientierung.
Quelle: Pressestelle der Veterinärmedizinischen Universität Wien Quelle
[aus: Forum 59, 2022] Im Gegensatz zu anderen Landwirbeltieren wie Reptilien oder Vögeln haben die meisten Säugetiere vorstehende, bewegliche Nasen mit Nüstern bzw. Schnauzen. Ihre Nasenform bringt für diese Säugetierarten eine erhebliche Verbesserung des Geruchs- und Tastsinns mit sich. Diese für Säugetiere typische Gesichtsstruktur mit ihren prominenten Nasen ist ein vergleichsweise neues Phänomen in der Evolution, meint der Paläontologe Ingmar Werneburg.
„Bisher sah die Wissenschaft die Entwicklung der Gesichter von Reptilien und Säugetieren als relativ vergleichbar an”, erklärt der Tübinger Forscher. Nun konnte er gemeinsam mit japanischen Wissenschaftlern in einer Studie zeigen, dass die Nase der Säugetiere eine drastische Abweichung vom gemeinsamen Grundplan ist – und evolutionär gesehen eine ziemlich neue Entwicklung. Diese habe das „Schnüffeln“ anatomisch überhaupt erst möglich gemacht: Nüstern können bewegt, Gerüche eingesogen werden. Damit steht eine Vielzahl neuer Informationen über die Umwelt zur Verfügung. Der hochentwickelte Geruchssinn der meisten Säugetiere habe so wahrscheinlich auch ihre Gehirnentwicklung begünstigt.
In Kooperation mit einem Wissenschaftler-Team in Tokio erforschte Werneburg am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität Tübingen die Entwicklung jener Zellpopulationen, aus denen sich später die Gesichtsstrukturen formen. Die Forscher verglichen die Entwicklung bei verschiedenen Spezies, darunter Hühner, Ameisenigel, Geckos und Mäuse. Auch fossile Präparate aus der 200 Jahre alten Paläontologischen Sammlung in Tübingen, einer der größten weltweit, zogen sie dafür heran.
(Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)
„Bisher sah die Wissenschaft die Entwicklung der Gesichter von Reptilien und Säugetieren als relativ vergleichbar an”, erklärt der Tübinger Forscher. Nun konnte er gemeinsam mit japanischen Wissenschaftlern in einer Studie zeigen, dass die Nase der Säugetiere eine drastische Abweichung vom gemeinsamen Grundplan ist – und evolutionär gesehen eine ziemlich neue Entwicklung. Diese habe das „Schnüffeln“ anatomisch überhaupt erst möglich gemacht: Nüstern können bewegt, Gerüche eingesogen werden. Damit steht eine Vielzahl neuer Informationen über die Umwelt zur Verfügung. Der hochentwickelte Geruchssinn der meisten Säugetiere habe so wahrscheinlich auch ihre Gehirnentwicklung begünstigt.
In Kooperation mit einem Wissenschaftler-Team in Tokio erforschte Werneburg am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität Tübingen die Entwicklung jener Zellpopulationen, aus denen sich später die Gesichtsstrukturen formen. Die Forscher verglichen die Entwicklung bei verschiedenen Spezies, darunter Hühner, Ameisenigel, Geckos und Mäuse. Auch fossile Präparate aus der 200 Jahre alten Paläontologischen Sammlung in Tübingen, einer der größten weltweit, zogen sie dafür heran.
(Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)
[aus: Forum 59, 2022] Griffinia gardneriana ist eine äußerst seltene Pflanze aus der Familie der Narzissengewächse. Sie wächst in der Caatinga, einer Dornstrauchsavanne im Nordosten Brasiliens und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Ihre Blüten öffnen sich nur für eine Nacht, sie verströmen einen überwältigenden, betörenden Duft.
Die brasilianische Botanikerin Luiza de Paula von der Universität von Minas Gerais ist auf der Suche nach den Blüten der Griffinia gardneriana, und zwar im Auftrag von „The Red List Project“ (TRLP). Diese 2018 in den USA gegründete Gruppe setzt sich für den Schutz botanischer Arten und Ökosysteme weltweit ein und sammelt dafür Spendengelder. Dazu kam sie auf die Idee, die Duftprofile von seltenen, vom Aussterben bedrohten Pflanzen zu sammeln, um sie als Parfums oder Raumsprays nachbauen zu lassen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf solcher außergewöhnlichen und kostbaren Düfte sollen Umweltprojekte zum Schutz gefährdeter botanischer Arten finanziert werden.
Der Parfumhersteller Baruti hat in Zusammenarbeit mit TRLP bereits zwei Düfte als zwei Raumsprays herausgebracht: „Baruti Portlandia“ basiert auf dem Duftprofil von Portlandia platantha, einem Busch aus Jamaika, und den Duft von Viola ucriana, einer seltenen, geschützten Veilchenart aus Sizilien, gibt es als „Palermo Violet“ zu kaufen.
(Quellen: Die Zeit Nr. 6/2022, 03.02.2022; www.theredlistproject.org) Quelle
Die brasilianische Botanikerin Luiza de Paula von der Universität von Minas Gerais ist auf der Suche nach den Blüten der Griffinia gardneriana, und zwar im Auftrag von „The Red List Project“ (TRLP). Diese 2018 in den USA gegründete Gruppe setzt sich für den Schutz botanischer Arten und Ökosysteme weltweit ein und sammelt dafür Spendengelder. Dazu kam sie auf die Idee, die Duftprofile von seltenen, vom Aussterben bedrohten Pflanzen zu sammeln, um sie als Parfums oder Raumsprays nachbauen zu lassen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf solcher außergewöhnlichen und kostbaren Düfte sollen Umweltprojekte zum Schutz gefährdeter botanischer Arten finanziert werden.
Der Parfumhersteller Baruti hat in Zusammenarbeit mit TRLP bereits zwei Düfte als zwei Raumsprays herausgebracht: „Baruti Portlandia“ basiert auf dem Duftprofil von Portlandia platantha, einem Busch aus Jamaika, und den Duft von Viola ucriana, einer seltenen, geschützten Veilchenart aus Sizilien, gibt es als „Palermo Violet“ zu kaufen.
(Quellen: Die Zeit Nr. 6/2022, 03.02.2022; www.theredlistproject.org) Quelle
[aus: Forum 59, 2022] Thymian und Oregano sind nicht nur beliebte Gewürzkräuter, sie werden auch als Arzneipflanzen genutzt. Wichtige Bestandteile der Pflanzen – und auch in ihren ätherischen Ölen konzentriert enthalten – sind Thymol bzw. Carvacrol. Sie sorgen für das typische Aroma von Thymian und Oregano.
Thymol kommt aufgrund seiner sekretlösenden, antibakteriellen und krampflösenden Eigenschaften u.a. in Erkältungstees, Hustensäften und pflanzlichen Arzneimitteln gegen Bronchitis zum Einsatz. Carvacrol, das hoch dosiert in Oregano enthalten ist, verfügt über ähnliche Eigenschaften. Sein Geruch wird häufig mit Pizzasoße und anderen mediterranen Gerichten verbunden.
Ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Purdue University in den USA hat nun erstmals lückenlos aufgeklärt, wie die Substanzen in den Pflanzen in einem mehrstufigen Prozess gebildet werden. Man könne sich das „wie eine Fertigungsstraße in einer Fabrik vorstellen: Jeder Arbeitsschritt ist aufeinander abgestimmt und nur in der richtigen Reihenfolge entsteht das gewünschte Produkt“, erklärte Prof. Dr. Jörg Degenhardt vom Institut für Pharmazie der MLU. Anstelle von Maschinen erledigten Enzyme diese Arbeit in speziellen Drüsenzellen auf der Blattoberfläche.
Chemisch gesehen sind die beiden Substanzen sehr nahe verwandt. Für Thymol und Carvacrol laufen auch die Herstellungsprozesse zunächst gleich ab; erst in einem letzten Schritt kommen unterschiedliche Enzyme zum Einsatz, die die jeweilige Substanz produzieren. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, die Züchtung und pharmazeutische Nutzung beider Pflanzen zu verbessern.
(Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Thymol kommt aufgrund seiner sekretlösenden, antibakteriellen und krampflösenden Eigenschaften u.a. in Erkältungstees, Hustensäften und pflanzlichen Arzneimitteln gegen Bronchitis zum Einsatz. Carvacrol, das hoch dosiert in Oregano enthalten ist, verfügt über ähnliche Eigenschaften. Sein Geruch wird häufig mit Pizzasoße und anderen mediterranen Gerichten verbunden.
Ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Purdue University in den USA hat nun erstmals lückenlos aufgeklärt, wie die Substanzen in den Pflanzen in einem mehrstufigen Prozess gebildet werden. Man könne sich das „wie eine Fertigungsstraße in einer Fabrik vorstellen: Jeder Arbeitsschritt ist aufeinander abgestimmt und nur in der richtigen Reihenfolge entsteht das gewünschte Produkt“, erklärte Prof. Dr. Jörg Degenhardt vom Institut für Pharmazie der MLU. Anstelle von Maschinen erledigten Enzyme diese Arbeit in speziellen Drüsenzellen auf der Blattoberfläche.
Chemisch gesehen sind die beiden Substanzen sehr nahe verwandt. Für Thymol und Carvacrol laufen auch die Herstellungsprozesse zunächst gleich ab; erst in einem letzten Schritt kommen unterschiedliche Enzyme zum Einsatz, die die jeweilige Substanz produzieren. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, die Züchtung und pharmazeutische Nutzung beider Pflanzen zu verbessern.
(Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
[aus: Forum 59, 2022] „Es war in meinem Leben nicht vorgesehen, mich einmal mit Gerüchen, Düften oder gar Parfums zu beschäftigen“, schrieb der Historiker Karl Schlögel zu dem 2020 erschienenen Buch „Der Duft der Imperien“. In dieser „außerplanmäßigen Recherche“, wie er es nennt, geht Schlögel der Geschichte des 20.Jahrhunderts quasi „mit der Nase“ nach. Der renommierte Osteuropa-Experte hat zahlreiche Bücher verfasst und ist durch seine fundierten Analysen zum russischen Ukraine-Krieg auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden.
Zwei weltberühmte Parfums stehen im Mittelpunkt dieses interessanten Versuchs, Geschichte olfaktorisch zu erzählen: Chanel N°5 und – auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs – „Krasnaja Moskwa“, Rotes Moskau. Das von der französischen Modeschöpferin Coco Chanel 1921 auf den Markt gebrachte Parfum gilt als der erfolgreichste Duft des Westens, berühmt auch durch Marilyn Monroes Spruch, im Bett trage sie „nur ein paar Tropfen Chanel Nº5“. Rotes Moskau dagegen war das populärste Parfum der Sowjetunion und bei allen Feierlichkeiten in den Ländern des Warschauer Pakts anzutreffen.
Das Erstaunliche: Beide Düfte gehen, auch wenn ihre Verwandtschaft nur von trainierten Nasen erkennbar ist, laut Schlögel auf ein und dasselbe Parfum zurück, das anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der russischen Zarenfamilie 1913 entwickelte „Lieblingsbouquet der Kaiserin Katharina II“. Der Franzose Ernest Beaux hatte es als Chefparfümeur des Moskauer Hoflieferanten kreiert. Nach der Revolution war er nach Frankreich zurückgekehrt und hatte Coco Chanel eine Variation überlassen.
(Quelle: Karl Schlögel: Der Duft der Imperien. Hanser Verlag 2020)
Zwei weltberühmte Parfums stehen im Mittelpunkt dieses interessanten Versuchs, Geschichte olfaktorisch zu erzählen: Chanel N°5 und – auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs – „Krasnaja Moskwa“, Rotes Moskau. Das von der französischen Modeschöpferin Coco Chanel 1921 auf den Markt gebrachte Parfum gilt als der erfolgreichste Duft des Westens, berühmt auch durch Marilyn Monroes Spruch, im Bett trage sie „nur ein paar Tropfen Chanel Nº5“. Rotes Moskau dagegen war das populärste Parfum der Sowjetunion und bei allen Feierlichkeiten in den Ländern des Warschauer Pakts anzutreffen.
Das Erstaunliche: Beide Düfte gehen, auch wenn ihre Verwandtschaft nur von trainierten Nasen erkennbar ist, laut Schlögel auf ein und dasselbe Parfum zurück, das anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der russischen Zarenfamilie 1913 entwickelte „Lieblingsbouquet der Kaiserin Katharina II“. Der Franzose Ernest Beaux hatte es als Chefparfümeur des Moskauer Hoflieferanten kreiert. Nach der Revolution war er nach Frankreich zurückgekehrt und hatte Coco Chanel eine Variation überlassen.
(Quelle: Karl Schlögel: Der Duft der Imperien. Hanser Verlag 2020)
[aus: Forum 58, 2021] Gegenseitige Hilfe ist im Tierreich weiter verbreitet, als man denkt. Wanderratten z. B. helfen sich des Öfteren gegenseitig, an Futter zu kommen. Die Tiere folgen dabei dem Prinzip „Wie du mir, so ich dir“. Denn wie unter Menschen ist es auch unter Tieren von Vorteil, immer darauf zu achten, nicht von egoistischen Sozialpartnern ausgenutzt zu werden. Aber wie lässt sich die Hilfsbereitschaft anderer Artgenossen erkennen, um dann entscheiden zu können, wem es sich seinerseits zu helfen lohnt?
Ratten sind nachtaktiv und sehen vergleichsweise schlecht. Sie kommunizieren im Ultraschallbereich und sie haben – wie Nagetiere allgemein – einen hochentwickelten Geruchssinn. Mit einer Serie von Experimenten hat ein Forschungsteam nun nachgewiesen, dass sie dafür den Geruch heranziehen, den hilfsbereite Artgenossen verströmen.
Nina Gerber, die Hauptautorin der Studie, hat die Tiere dafür so mit Sozialpartnern kombiniert, dass sie deren Hilfeleistung und den Geruch, den sie dabei abgeben, experimentell entkoppelte. „Egal, ob die Partnerratte im Nachbarabteil hilfsbereit war oder nicht – sobald dem Versuchstier der Geruch einer anderen Ratte, die einem anderen Tier half, in den Käfig geblasen wurde, stimmte sie das kooperativ“, erläutert sie ihre Ergebnisse. Überraschenderweise war der Geruch, und nur dieser allein, für die Hilfsbereitschaft der Versuchstiere verantwortlich. Alternative Reize wie visuelle oder akustische Signale als mögliche Auslöser für die Hilfsbereitschaft der Versuchstiere konnten durch die Experimente ausgeschlossen werden.
Quelle: Universität Göttingen
Ratten sind nachtaktiv und sehen vergleichsweise schlecht. Sie kommunizieren im Ultraschallbereich und sie haben – wie Nagetiere allgemein – einen hochentwickelten Geruchssinn. Mit einer Serie von Experimenten hat ein Forschungsteam nun nachgewiesen, dass sie dafür den Geruch heranziehen, den hilfsbereite Artgenossen verströmen.
Nina Gerber, die Hauptautorin der Studie, hat die Tiere dafür so mit Sozialpartnern kombiniert, dass sie deren Hilfeleistung und den Geruch, den sie dabei abgeben, experimentell entkoppelte. „Egal, ob die Partnerratte im Nachbarabteil hilfsbereit war oder nicht – sobald dem Versuchstier der Geruch einer anderen Ratte, die einem anderen Tier half, in den Käfig geblasen wurde, stimmte sie das kooperativ“, erläutert sie ihre Ergebnisse. Überraschenderweise war der Geruch, und nur dieser allein, für die Hilfsbereitschaft der Versuchstiere verantwortlich. Alternative Reize wie visuelle oder akustische Signale als mögliche Auslöser für die Hilfsbereitschaft der Versuchstiere konnten durch die Experimente ausgeschlossen werden.
Quelle: Universität Göttingen
[aus: Forum 58, 2021] Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts versuchen Wissenschaftler, Gerüche anhand von Hinweisen zu rekonstruieren, die sich in alten Gemälden und Texten finden lassen. Dieses sog. „Odeuropa“-Projekt möchte „aromatische und sensorische Erfahrungen“ in der Kulturgeschichte Europas aufspüren – mit dem Ziel, historische Aromen systematisch zu untersuchen und schließlich in einer eigens angelegten „Geruchs-Enzyklopädie“ zu archivieren.
An dem Projekt beteiligen sich Forscherinnen und Forscher aus sechs europäischen Ländern. Geleitet wird es von den beiden Niederländerinnen Inger Leemans und Marieke van Erp von der holländischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Um längst vergangene Gerüche wieder zum Leben zu erwecken, setzen sie auch auf künstliche Intelligenz (KI). Mit Hilfe von Computeranalysen wollen sie Tausende von historischen Bildern, Gemälden und Texten auf Hinweise scannen, was unseren Vorfahren so alles an Gestank und angenehmen Düften in die Nase gestiegen ist. Alle erfassten Daten sollen schließlich in einer „Geruchs-Enzyklopädie“ gespeichert und auch für zukünftige Generationen jederzeit abrufbar gehalten werden.
Einen Museumsbesuch auch als „olfaktorisches Erlebnis“ zu gestalten ist eine der naheliegenden Möglichkeiten, die sich anbieten, um die Ergebnisse des Forschungsprojekts zu vermitteln. Museumsbesucher könnten in Zukunft also vielleicht neben einem Audioguide zugleich Riechstreifen ausgehändigt bekommen. Beim Anblick etwa eines Schlachtengemäldes hätten sie dann die Möglichkeit zu erfahren, wie es im Juni 1815 bei Waterloo gerochen haben mag: nach Schießpulver, Pferden, nasser Erde, Blut und Angstschweiß vermutlich.
Quelle: www.odeuropa.eu
An dem Projekt beteiligen sich Forscherinnen und Forscher aus sechs europäischen Ländern. Geleitet wird es von den beiden Niederländerinnen Inger Leemans und Marieke van Erp von der holländischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Um längst vergangene Gerüche wieder zum Leben zu erwecken, setzen sie auch auf künstliche Intelligenz (KI). Mit Hilfe von Computeranalysen wollen sie Tausende von historischen Bildern, Gemälden und Texten auf Hinweise scannen, was unseren Vorfahren so alles an Gestank und angenehmen Düften in die Nase gestiegen ist. Alle erfassten Daten sollen schließlich in einer „Geruchs-Enzyklopädie“ gespeichert und auch für zukünftige Generationen jederzeit abrufbar gehalten werden.
Einen Museumsbesuch auch als „olfaktorisches Erlebnis“ zu gestalten ist eine der naheliegenden Möglichkeiten, die sich anbieten, um die Ergebnisse des Forschungsprojekts zu vermitteln. Museumsbesucher könnten in Zukunft also vielleicht neben einem Audioguide zugleich Riechstreifen ausgehändigt bekommen. Beim Anblick etwa eines Schlachtengemäldes hätten sie dann die Möglichkeit zu erfahren, wie es im Juni 1815 bei Waterloo gerochen haben mag: nach Schießpulver, Pferden, nasser Erde, Blut und Angstschweiß vermutlich.
Quelle: www.odeuropa.eu
[aus: Forum 58, 2021] In der Sprache ist das Phänomen bekannt und drückt sich in Redewendungen aus wie: Etwas Schlimmes „liegt in der Luft“, oder: Man „wittert Unheil“. Wissenschaftlich untersucht aber ist es bisher kaum, ob und warum Säugetiere Gefahren auch über die Nase wahrnehmen können. Ein Forscherteam um den Physiologie-Professor Frank Zufall hat kürzlich in der Mausnase einen Mechanismus entschlüsselt, der beim „Wittern“ von Gefahr eine zentrale Rolle spielt. Sie identifizierten spezielle Sinneszellen, die schon auf feinste Konzentrationen von Schwefelwasserstoff (H2S) reagieren. Der Geruch von H2S wird nicht nur als äußerst unangenehm und abstoßend empfunden (es „riecht wie nach faulen Eiern“). Das Gas ist auch eine der gefährlichsten biologisch produzierten Substanzen und kann zur Hemmung der intrazellulären Atmung und damit zum Tod führen.
Schwefelwasserstoff entsteht in der Natur dort, wo Bakterien keinen Sauerstoff verstoffwechseln können. Solche anaeroben Bedingungen herrschen auch an manchen Stellen im Erdreich. „Gräbt etwa eine Maus eine Höhle in einem Bereich, in dem Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff leben und H2S produzieren, kann das für sie lebensbedrohend sein“, erläutert Professor Frank Zufall. Im menschlichen Sozialverhalten spielt H2S z.B. eine Rolle bei der abstoßenden Wirkung von chronisch schlechtem Mundgeruch (Halitosis). Er entsteht hauptsächlich durch die Produktion von bakteriellem Schwefelwasserstoff in der Mundhöhle und wird vermutlich instinktiv von den Mitmenschen mit einer Infektion assoziiert.
Die Sinneszellen, sogenannte „Typ-B-Zellen“, die von den Forschern in der Nase von Mäusen identifiziert wurden, reagieren schon auf geringste Schwefelwasserstoff-Konzentrationen. Sie lösen bei den Tieren eine Stressreaktion aus, die dazu führt, dass sie diese Stellen auch in Zukunft meiden. „Dieser Detektor für Schwefelwasserstoff ist der empfindlichste, der bisher im Tierreich entdeckt wurde“, erklärt Frank Zufall. „Wir haben ihn mit empfindlichen industriellen Gas-Sensoren aus dem Bergbau verglichen, die auch bei steigenden H2S-Konzentrationen anschlagen, um die Bergleute zu schützen.“ Diese reagierten weniger sensibel als die Sinneszellen in der Mausnase.
Die Erkenntnisse des Forscherteams sind wichtige Bausteine für eine zentrale wissenschaftliche Frage: Wie können Krankheitserreger oder andere gefährliche biologische Substanzen durch unsere Sinnesorgane aufgespürt werden, um wichtige Abwehrreaktionen zu aktivieren? „Wir wissen jetzt, dass es Rezeptoren in der Nase von Säugetieren gibt, die Gefahrenstoffe aufspüren können“, so Frank Zufall. Auf dieser Grundlage können nun weitere Forschungsprojekte entstehen, die der Frage, wie Tiere und Menschen Bakterien, Viren und bestimmte Krankheiten „wittern“ können, auf den Grund gehen.
Quelle: Universität des Saarlandes
Schwefelwasserstoff entsteht in der Natur dort, wo Bakterien keinen Sauerstoff verstoffwechseln können. Solche anaeroben Bedingungen herrschen auch an manchen Stellen im Erdreich. „Gräbt etwa eine Maus eine Höhle in einem Bereich, in dem Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff leben und H2S produzieren, kann das für sie lebensbedrohend sein“, erläutert Professor Frank Zufall. Im menschlichen Sozialverhalten spielt H2S z.B. eine Rolle bei der abstoßenden Wirkung von chronisch schlechtem Mundgeruch (Halitosis). Er entsteht hauptsächlich durch die Produktion von bakteriellem Schwefelwasserstoff in der Mundhöhle und wird vermutlich instinktiv von den Mitmenschen mit einer Infektion assoziiert.
Die Sinneszellen, sogenannte „Typ-B-Zellen“, die von den Forschern in der Nase von Mäusen identifiziert wurden, reagieren schon auf geringste Schwefelwasserstoff-Konzentrationen. Sie lösen bei den Tieren eine Stressreaktion aus, die dazu führt, dass sie diese Stellen auch in Zukunft meiden. „Dieser Detektor für Schwefelwasserstoff ist der empfindlichste, der bisher im Tierreich entdeckt wurde“, erklärt Frank Zufall. „Wir haben ihn mit empfindlichen industriellen Gas-Sensoren aus dem Bergbau verglichen, die auch bei steigenden H2S-Konzentrationen anschlagen, um die Bergleute zu schützen.“ Diese reagierten weniger sensibel als die Sinneszellen in der Mausnase.
Die Erkenntnisse des Forscherteams sind wichtige Bausteine für eine zentrale wissenschaftliche Frage: Wie können Krankheitserreger oder andere gefährliche biologische Substanzen durch unsere Sinnesorgane aufgespürt werden, um wichtige Abwehrreaktionen zu aktivieren? „Wir wissen jetzt, dass es Rezeptoren in der Nase von Säugetieren gibt, die Gefahrenstoffe aufspüren können“, so Frank Zufall. Auf dieser Grundlage können nun weitere Forschungsprojekte entstehen, die der Frage, wie Tiere und Menschen Bakterien, Viren und bestimmte Krankheiten „wittern“ können, auf den Grund gehen.
Quelle: Universität des Saarlandes